Gründung

Die Freiwillige Feuerwehr Sonnen kann nunmehr ihren 125. Geburtstag begehen. Fürwahr ein langes, mehr oder weniger ereignisreiches Leben liegt zurück. Dieses Jubiläum fordert geradezu heraus, zurückzublättern in die Anfänge unserer Feuerwehr, die Geschichte reden zu lassen.

Die Geschichte unserer Feuerwehr beginnt mit einem für unsere Vorstellungen kuriosen Durcheinander, dem ein Streit um das Gründungsdatum folgt. Das Mitgliederverzeichnis nennt als Nummer 1 am 1. Oktober 1881 den Wirt und Metzger M. Drexler, gefolgt von dem Häusler J. Brandstätter, dem Schneidermeister J. Stöbich, dem Zimmermann J. Weidinger und dem Dienstknecht J. Schreiber jun.. Das in zierlicher Kanzleihandschrift gefertigte Verzeichnis, für das zum Glück nicht verblassende Tinte verwendet wurde, ist später von unbekannter Hand mit Blau- und Rotstift derart korrigiert worden, dass heute nicht mehr zu erkennen ist, wer denn eigentlich wann ein- oder austrat. Denn schon auf dem zweiten Blatt des Mitgliederbuches erscheinen dieselben Namen mit dem Vermerk „ausgetreten“, darunter sogar der als „Hauptmannstellvertreter und Kommandant“ bezeichnete Schmiedegeselle Joseph Hödl.

Später hat dann der mittlerweile zum Schriftführer der Feuerwehr bestimmte Lehrer Franz Biberger einen neuen Anlauf genommen und ein sauber ausgefertigtes Mitgliederverzeichnis geschrieben, in dem nun der Gastwirt Joseph Drexler als Mitglied Nummer 1, eingetreten am 1. Oktober 1882, steht. Das ganze wurde noch mal korrigiert, wiederum von anderer Schreiberhand, und nun ist Mitglied Nummer 1 Joseph Drexler am 1. März 1883 eingetreten! Dieses Datum steht auch auf der ersten Seite des heute vergilbten Buches: „Gegründet 1. März 1883“. Eine Originalurkunde, ausgefertigt am 1. Januar 1899 durch den Vorsitzenden und Schriftführer des Bayerischen Landes-Feuerwehr Ausschusses, bestätigt das. Sie lautet: Unter dem Allerhöchsten Protektorate Seiner Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten Luitpold von Bayern – Bayerischer Landes-Feuerwehr-Verband.

Chronik

Der Freiwilligen Feuerwehr Sonnen wird hiermit bestätigt, dass sie als Mitglied des Bayerischen Lande-Feuerwehr-Verbandes und als am 1. März 1883 gegründet in der Grundliste derselben eingetragen ist. Da es keine schriftlichen Unterlagen dazu gibt, muss aus einem weiteren Dokument geschlossen werden, dass die Feuerwehr Sonnen ein früheres Gründungsdatum angegeben hatte, offenbar 1881, denn am 26. Februar 1900 lehnte der Bayerische Landes-Feuerwehr -Ausschuss in einem Schreiben an den Kreis-Feuerwehr-Vertreter, Magistratsrat Julius Kanzler in Passau es ab, das Gründungsdatum vor dem 1. März 1883 anzuerkennen. Wörtlich heißt es in diesem Schreiben: „Was nun die als Beweismittel einer früheren Gründung in Vorlage gebrachte, noch dazu sehr nachlässig geführte Grund- bzw. Stammliste der Feuerwehr Sonnen betrifft, so erscheint es wirklich unerfindlich, wie dieselbe von genannter Feuerwehr als ein solches Beweismittel angesehen oder vorgelegt werden kann!“

Ausführlich wird dann auf das Durcheinander, die wechselnden Ein- und Austrittsdaten und anderer Ungereimtheiten hingewiesen und auch der Einwand, der Schriftführer sei zu einer Reserveübung zum Militär eingerückt, als „unbehelflich“ abgetan: „…weil bei Verhinderung des einen oder anderen Verwaltungsrats-Mitglieds irgend eines der übrigen Mitglieder dessen Geschäfte zu besorgen hat!“ Im Rahmen der allgemeinen staatlichen Gesetzgebung über die über die Ortsfeuerwehren wurde der Freiwilligen Feuerwehr Sonnen am 25. Juli 1899 auf der Bezirksversammlung in Hauzenberg die Gründungsurkunde überreicht. Der unter dem allerhöchsten Protektorate seiner Königlichen Hoheit des Prinzregenten Luitpold von Bayern stehende Landes-Feuerwehr-Verband nahm die Freiwillige Feuerwehr von Sonnen als Mitglied auf und bestätigte ihre Gründung für den 1. März 1883.

Der Gründergeneration lag offensichtlich recht wenig daran, die Anerkennung des tatsächlichen Gründungstages zu erreichen. Sie ließen sogar die Einspruchsfrist von sechs Monaten verstreichen. Erst am 14. Februar 1900 reichte die Freiwillige Feuerwehr die Stammlisten ein und erhob Einspruch gegen die amtliche Festsetzung des Gründungsdatums. Der Landesverband antwortete bereit 12 Tage später am 26. Februar 1900. Die Antwort kam über den Kreisvertreter in Untergriesbach an den Kommandanten der hiesigen Feuerwehr „zur endgültigen Darnachachtung“. Der Einspruch wurde zurückgewiesen, das Gründungsdatum wurde nicht revidiert.

Die Freiwillige Feuerwehr Sonnen nahm es zur Kenntnis und zu den Akten und da sind die Schriftstücke heute noch. Unbeschadet dieser endgültigen „Darnachachtung“ feierte die Feuerwehr im August 1956 das 75jährige Bestehen und im Juni 1981 beging man groß das 100jährige Gründungsjubiläum und fand das Durcheinander um den echten Gründungstag nur mehr zum Lachen. Den Zeitpunkt beider Jubiläen berücksichtigend steht nun im Jahr 2006 das 125jährige Gründungsjubiläum an. Zu Recht wird der Wert darauf gelegt, dass tatkräftige Männer eine Wehr zum erfolgreichen Brandschutz schufen.

Wie sich die Anfänge der Feuerwehr im wahren Leben abspielten, sei nun in einer bürokratisch weniger verwirrenden Darstellung wiedergegeben. Nach der Ernte eines arbeitsreichen Sommers scharte sich eine Handvoll Männer zur Freiwilligen Feuerwehr zusammen. Diese Gemeinschaft war zunächst sehr lose, kein Zwang und kein Gesetz, nur die gemeinsame Aufgabe band sie zusammen. Der Kopf dieser Gruppe waren wohl die Brüder Matthias und Joseph Drexler, Wirtsleute in Sonnen. Zu den Männern der ersten Stunde zählen die Häusler Josef Brandstetter und Josef Wullner, der Schneidermeister Stöbich, die Zimmerleute Josef Weidinger und Ludwig Zillner, der Totengräber Schramm und der Melbler Josef Baumgartner – alles Bürger Sonnens; nur der Maurer Georg Schreiber stammte aus Binderhügel.

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Der erste Kommandant der Wehr war Josef Moser, Krämer in Sonnen. Ihm folgte der Postbote Josef Krieg und diesem 1898 der Maurer Georg Schreiber von Binderhügel. Die Pfarrbücher der Expositur-Gemeinde Sonnen nennen die junge Wehr auch im kirchlichen Leben. Als der erste Primiziant der Expositur Sonnen, Johann Baptist Moser, am 1. Juli 1883 seinen Einzug in die Heimatkirche hielt, da erwähnt das Verkündigungsbuch: Die Expositur-Gemeinde, vornehmlich die Kirchenverwaltung und die hiesige Feuerwehr laden zum Einzug ein. Die junge Feuerwehr bemühte sich in dieser Zeit auch um den kirchlichen Segen und um die amtliche Anerkennung ihrer Aufgabe. Gottes Segen wurde ihr bei der ersten Fahnenweihe zuteil, die anfangs der 80er Jahre stattfand. Die Fahnenmutter der ersten Feuerwehrfahne war Maria Stockbauer, die Gattin des edlen Herrn Comerzienrates Franz Xaver Stockbauer in Passau, der der Gemeinde Sonnen stets gewogen war. In seinem Testament kam neben der uralten Bischofsstadt Passau auch die kleine Dorfgemeinde Sonnen zu stehen, der er sich als großer Gönner erwies. Seit Jahrzehnten fließen der Gemeinde, der Pfarrei und deren Einrichtungen bedeutende Mittel zu.

In späteren Jahren gaben die Feuerwehrmänner den Primizianten Xaver Moser, Alois Peter, Rupert Ledermüller und Ludwig Hödl bei ihrem Einzug in ihr Heimatdorf in einem feierlichen Festzug die Ehre. 1892 wurde das Feuerwehrhaus gebaut und die erste Handspritze angeschafft. Ein aus dem Jahr 1913 erhalten gebliebener statistischer Bericht weist aus, dass im letzten Friedensjahr vor dem großen Weltkrieg die Feuerwehr Sonnen 26 aktive Mitglieder hatte, darunter acht Steiger, ebenso viele Spritzenmänner, einen Signallisten, zwei Sektionsführer und je einen Vorstand, Kommandanten, Adjutanten, Schriftführer, Kassier, Zeugmeister und Zugführer. Zwei 12 Meter hohe Anstell-Leitern mit Stützstangen, eine Hackenleiter, eine Dachleiter und eine Saug- und Druckspritze befanden sich im Feuerwehrhaus, ferner 50 Meter rohe Hanfschläuche, 6 Meter Saugschläuche, ein Strahlrohr, und fünf Paar Normalgewinde, eine Laterne und zwei Feuerhaken, dazu ein Signalhorn, je zwei Hupen und Pfeifen, drei Beile und 28 Lederhelme.

Die Frage „Ist eine Wasserleitung vorhanden?“ wurde beantwortet mit „Nein, wird aber gebaut“ und dazugesetzt, es seien Weiher, Brunnen und Bäche vorhanden, das Schlauchmaterial aber zu wenig. In den Jahren 1908 unterzog sich die Feuerwehr Sonnen jeweils vier Übungen und rückte bis 1911 zu je einem Brand in der Nachbarschaft aus, 1912 gleich zu drei Bränden. Zwischen 28 und 81 Mark wurden jährlich für das Feuerlöschwesen ausgegeben. Von der ersten zur zweiten Generation führten den Kommandostab Josef Höllmüller in Sonnen, der Bauer Matthias Anetzberger von Stüblhäuser, der Platzmeister Georg Hutterer und der Schmied Georg Schröger. Acht Hauptleute haben innerhalb der ersten Generation die Wehr geführt. Im Mai 1911 übernahm Josef Hödl die Leitung der Feuerwehr und behielt sie mit kurzer Unterbrechung über 40 Jahre bis zu seinem Tod 1953.

Die zweite Generation, die Generation des 1. Weltkrieges war zu einer anderen und größeren Wehr, zur Verteidigung des Vaterlandes aufgerufen. Ein großer Teil der Feuerwehrmänner leistete langen Felddienst. Fünf von ihnen kamen nicht mehr heim. Für den im Feld stehenden Kommandanten übernahm der Postschaffner Ludwig Hödl die Leitung der Heimatwehr. Nach dem Krieg blieb ihnen allen wieder der Schutz und die Sorge um die Heimatgemeinde. Viele dieser Männer leben noch heute in der Erinnerung der heutigen Generation fort.

Ledermüller Johann
Mühlberger Max
Moser Josef
Allmannsberger Ludwig
Uhrmann Josef
Andorfer Alois

Moser Otto
Hoheneder Matthias
Drexler Josef
Zoitl Alois
Stockinger Josef
Höll Ludwig

Sicklinger Otto
Moser Max
Fasser Alois
Stockinger Josef
Ledermüller Johann

Unter den Einsätzen, welche die zweite Generation zu leisten hatte, bleibt der Großeinsatz beim Dorfbrand in Schauberg unvergesslich. Die dritte Generation, Generation des 2. Weltkrieges stand mit vielen Mitgliedern der Wehr an allen Fronten zur Verteidigung des Vaterlandes. Drei von ihnen kehrten nicht mehr heim. Der Kommandostab ist über Pöltl Rupert auf Fritz Schramm übergegangen, der neben dem Amt des Bürgermeisters auch die Leitung der Feuerwehr innehatte.

Nach einer kürzeren Amtszeit des Johann Moser ging 1966 die Wehr in die Hände von Alois Reischl, der 28 Jahre lang vorbildliche Aufbauarbeit leistete. Viele Investitionen, Anschaffungen und interne Innovationen tragen seine Handschrift. Vorsitzender Walter Roßgoderer trug und unterstützte in seiner 33jährigen Amtszeit (1959 -1992) die Neuerungen. Die Einführung von Hallenfesten, die Organisation von Vereinsausflügen und anderen geselligen und gesellschaftlichen Höhepunkten sind Ableger seines Ideenreichtums. Beide gingen den Schritt der technischen Entwicklung mit, so dass die Feuerwehr heute mit modernen, leistungsfähigen Geräten ausgestattet ist. Laufende Übungen halten die aktive Mannschaft stets auf einem hohen Leistungsniveau. Ein Atemschutztrupp besteht ebenso wie eine Jugendfeuerwehr. Auch eine stattliche Zahl von Frauen ist im aktiven Feuerwehrdienst voll integriert.

Das Amt des Vorstandes wurde 1992 an den Nachfolger Gustav Ramesberger, 1994 übernahm Heinrich Moser die Aufgabe des 1. Kommandanten. Sie konnten bei geordneten finanziellen Verhältnissen eine technisch und personell gut gerüstete Wehr übernehmen, umso mehr auch deshalb, weil die Bereitschaft der jungen Männer, in der Feuerwehr freiwillig dem Nächsten zu dienen, in ihrem Inneren festgeschrieben ist und nicht erlahmt. Auch unter deren Führung passt sich die technische Ausstattung den sich stets wandelnden Erfordernissen an. Alte Atemschutzgeräte werden durch neue ersetzt, neue Schutzanzüge sollen einen größeren persönlichen Schutz gewährleisten, die Ausstattung mit Piepsern wird erweitert, um nur einige zu nennen.

Die allmähliche Raumknappheit durch eine fortwährende Ergänzung von Ausrüstungsgegenständen und die bauliche Substanz des Feuerwehrhauses, sowie der Mangel an Stellplätzen machten den Bau eines neuen Feuerwehrhauses zwingend notwendig. Nach einer „unendlichen Geschichte“, die sich mehr als zehn Jahre dahinzog, konnte es die Gemeinde im Jahr 2004 schließlich an die Feuerwehr übergeben. Und nun ist eine neue Etappe erreicht – 125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Sonnen – wir freuen uns, zu der Generation zu gehören, die dieses Jubiläum miterleben und mitgestalten darf. Ein bewegtes Stück Feuerwehrgeschichte liegt hinter uns. Jede Geschichte kennt das Rückwärtsschauen, den Gedanken in die Zukunft, aber auch den Blick nach oben.

Der Leitspruch der Feuerwehren, der uns zum Blick nach oben auffordert, sei weiterhin Maxime auch für die, die nach uns kommen! Dann können wir getrost und zuversichtlich in die Zukunft blicken.